Denkmalpflegerin aus Raschau ausgezeichnet
Seit 1992 ist sie Mitglied im Erzgebirgszweigverein Raschau e.V. und engagiert sich für die Pflege von Tradition und Brauchtum. Aus Verbundenheit zu ihrem Heimatort wendet sie nicht nur Zeit und Arbeit auf – als alle anderen Möglichkeiten für die Restaurierung eines Denkmals ausgeschöpft sind, bringt sie sich auch finanziell ein.
Die Denkmalpflege ist das Steckenpferd von Martha Dybeck aus Raschau-Markersbach. Dies fängt für sie mit ganz einfachen Dingen wie dem Sauberhalten von Denkmalen und der Pflege angrenzender Blumenbeete an. Gemeinsam mit weiteren Heimatfreunden kümmert sie sich seit vielen Jahren hingebungsvoll um das Areal des Vorfriedhofes im Ortskern.
Fragt man die 82-jährige zur Chronik von Raschau bleibt sie nur selten eine Antwort schuldig und verblüfft darüber hinaus mit profunden Geschichtskenntnissen und einem außergewöhnlichen Zahlengedächtnis. Erstmals waren diese Fähigkeiten im Zuge der Restaurierung der Allerheiligen Kirche in Raschau gefragt: mit ihrem Wissen hat sie sich bei den Sanierungsarbeiten aktiv eingebracht.
Beharrlich hat sie sich für insgesamt zwei Denkmale in Raschau eingesetzt und gemeinsam mit dem Erzgebirgszweigverein über mehrere Jahre darauf hingearbeitet, dass diese restauriert werden konnten.
Besonders lag Martha Dybeck das Denkmal für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 am Herzen. Als klar wurde, dass für die Restaurierung keine öffentlichen Mittel zur Verfügung stehen, entschied sie diese aus ihrem Privatvermögen zu finanzieren. Einerseits steht der Obelisk für ein Stück Geschichte aber vielmehr noch möchte sie es als Mahnung vor dem Krieg in der Gegenwart verstanden wissen.
„Mit der Restaurierung zweier Denkmale im kleinen Park vor der Kirche ging in Raschau ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Das gesamte Gelände des Vorfriedhofes wurde damit deutlich aufgewertet. Allein das Engagement von Frau Dybeck über die vielen Jahre ist schon sehr außergewöhnlich. Dass sie die Kosten für die Sanierung aus ihrer eigenen Tasche finanziert hat, dafür gebührt ihr der ausdrückliche Dank aller Raschauer Bürgerinnen und Bürger“, freut sich Bürgermeister Frank Tröger.
Neben ihrem ehrenamtlichen Engagement für den Schutz und die Erhaltung der Denkmale kann sich der Erzgebirgszweigverein Raschau e.V. auch anderweitig seit mehr als drei Jahrzehnten auf seine Mitstreiterin verlassen. Jubiläen, die ihren Heimatort betreffen, zum Beispiel das der Glockenweihe, oder Hochzeitstage von Mitgliedern hat sie stets im Blick. Mit Diavorträgen von ihren Reisen nach China, Hawaii oder Israel hat sie zudem in den Reihen der Mitglieder für Kurzweil gesorgt.
Für ihr langjähriges und umfassendes Engagement wurde Martha Dybeck mit dem „Ehrenamt des Monats Juli“ ausgezeichnet. Sie erhielt von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.
Um ein noch besseres Bild von ihrer Arbeit zu bekommen, hat Frank Wutzler von der Fachstelle Ehrenamt mit ihr nachfolgendes Interview geführt.
Nachdem Sie die damalige DDR verlassen mussten, sind Sie 1996 in ihren Heimatort zurückgekehrt. Was hat das für Sie bedeutet?
Frau Dybeck: „Für mich war in den 16 Jahren in denen ich in der damaligen BRD gelebt habe immer klar, dass ich wieder in meine Heimat zurück möchte. Erzgebirgerin bleibt halt Erzgebirgerin. Als es soweit war, war ich froh wieder hier zu sein. Dennoch wollte ich auch etwas von der Welt sehen – habe Reisen nach China, Hawaii und nach Israel unternommen.“
Mit der Übergabe des Denkmals zur Erinnerung an die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 ist ein sehr aufwendiges Vorhaben abgeschlossen wurden. Konnten Sie den Moment genießen als es soweit war?
Frau Dybeck: „Ja, in diesem Moment habe ich mich sehr gefreut, weil wir damit unser Anliegen, das Areal des Vorfriedhofes aufzuwerten endlich erreicht hatten und unsere jahrelangen Antrengungen Früchte getragen haben.“
Zu Ihrem 75. Geburtstag haben Sie bewusst auf eine größere Feierlichkeit verzichtet und dem Erzgebirgszweigverein stattdessen einen Kühlschrank spendiert. Wie kam es dazu?
Frau Dybeck: „Weil es notwendig war und wir ihn gebraucht haben. Außerdem trinke ich im Sommer auch gern mal ein kühles Bier.“
Was würden Sie nachfolgenden Generationen mit auf den Weg geben, um sie für das Thema Denkmalschutz zu begeistern?
Frau Dybeck: „Das ist eine schwierige Frage. Ich würde sagen, dass wer die Geschichte nicht kennt, wird ihre Fehler wiederholen. Es geht aber nicht nur um Denkmalschutz. Mir ist es auch ein wichtiges Anliegen, dass junge Menschen zum Beispiel Blut spenden gehen.“
Gibt es noch ein Herzensprojekt, dass Sie in Zukunft gern noch umsetzen würden?
Frau Dybeck: „Meine aktive Zeit als Denkmalschützerin ist vorbei – damit habe ich abgeschlossen. Dennoch gibt es eine Aufgabe, die mich noch reizt. Zur Namensgebung von Raschau gibt es unterschiedliche historische Erklärungen und Theorien. Ich möchte mit Hilfe eines Experten für Namenforschung in diesem Punkt für mehr Klarheit sorgen.“
Quelle: Fachstelle Ehrenamt / wu