Ehrenamt des Monats: „Die Bornwaldfreunde“
Der Bornwald zwischen Hohndorf, Heinzebank, Lengefeld und Börnichen erfreut sich bei Wanderern aus Nah und Fern als beliebtes Ausflugsziel und dient Einheimischen zur Naherholung. Das ist auch der Verdienst einer Gruppe von Heimatfreunden, die zahlreiche Attraktionen und Angebote geschaffen haben, die den Wald und seine Geschichte erlebbar machen.
Die Historie der Besiedlung des Bornwaldes und seine Nutzung durch den Menschen reicht bis ins Mittelalter zurück. Ab dem 17. Jahrhundert siedelten sich Gewerke und kleine Industriebetriebe an: ein Hammerwerk, Kalköfen, Sägewerke, eine Spinnerei sogar ein Gasthaus. Es entstanden kleine Siedlungen, von denen nur ein einziges Haus heute noch existiert. Gottfried Kahl (1933-2021) war Lehrer und Direktor in Krumhermersdorf und beschäftigte sich Zeit seines Lebens intensiv mit der Heimatgeschichte rund um das Waldrevier. Im Zuge von Filmarbeiten fertigte der begnadete Schnitzer 2002 erste Informations- und Hinweistafeln am „Cotta-Stein“. Gemeinsam mit dem damaligen Revierförster Stefan Möckel entstand die Idee, Naturerlebnis, Heimatgeschichte und Kunsthandwerk miteinander zu verbinden – er war es auch, der den Bornwaldfreunden ihren Namen gab.
2005 entstand an der Quelle an den „Hammerwiesen“ mit dem „wassersprudelnden Saukopf“ eine erste geschnitzte Skulptur und ein Brunnen wurde neu gebaut. Der später geschaffene Rastplatz ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Wanderer und Fahrradfahrer – aufgrund der hervorragenden Wasserqualität kommen Menschen aus den umliegenden Orten, um sich aus der Quelle ihr Kaffeewasser abzufüllen.
Dieses erste große Vorhaben war zugleich die Geburtsstunde der Bornwaldfreunde. Über die Jahre fanden sich Enthusiasten aus Krumhermersdorf, Börnichen, Zschopau und Lengefeld zusammen. Heute zählt die Gruppe elf Mitglieder. Es entstand ein Netzwerk aus unterschiedlichen Gewerken. Schnitzer, Maurer und Metallbearbeiter sorgten mit Unterstützung von Transportunternehmen, dem Forstbezirk Marienberg und der Stadt Pockau-Lengefeld dafür, dass der Bornwald um zahlreiche Attraktionen reicher wurde.
Mit dem „Muffelkopf“, der Eule „Emmy vom Fuchsbach“, dem Bär „Bruno von Bertelsdorf“, dem „Lengefelder Bergmann“, dem „Bornwaldgeist“, den Bildnissen von Karl Stülpner und Anton Günther entstanden teils übermannsgroße, handgeschnitzte Skulpturen. Die Motive sind nicht beliebig gewählt. Jede nimmt Bezug zu einem historischen Ereignis oder Ort im Bornwald und vermittelt dem Besucher anschaulich dessen spannende Geschichte. Sei es die Tradition des Kalkbergbaus, der mittelalterliche Bärenfang oder wie der Sage nach der Wildschütz Karl Stülpner durch die Wälder streifte.
Die Arbeit der Interessengemeinschaft weiß auch die Bürgermeisterin der Stadt Pockau-Lengefeld, Elke Schmieder zu schätzen: „Über die Jahre haben die Bornwaldfreunde die Standorte kontinuierlich weiterentwickelt. Im Ehrenamt haben sie Bänke, Sitzgruppen und Rastplätze gebaut. Ihrem Engagement verdanken wir unzählige Wegweiser, Hinweisschilder sowie Lehr- und Gedenktafeln. Jahr für Jahr investieren sie unzählige Stunden in die Pflege der Einrichtungen. Sie leisten damit einen ausgesprochen wertvollen Beitrag zur Naherholung und dem Erhalt touristischer Infrastruktur.“
Am Hammermühlenteich entstand ein Entenhaus, ein Pilz dient als Wetterschutz bei „Karls Ruh“ und an der ehemaligen Kreuzung der alten Handelsstraßen nach Böhmen und nach Freiberg wurde wieder ein Marienbild aufgestellt, das es schon vor Jahrhunderten an dieser Stelle gegeben haben soll. Trotz seiner vergleichsweise geringen Höhe von 596 Metern ziert den „Langen Stein“ ein Gipfelkreuz nebst Gipfelbuch. Von „Herders Ruh“ aus hat man nicht nur einen herrlichen Blick auf den Stadtteil Lengefeld – für das Ensemble der letzten Ruhestätte der Familie Herder haben die Heimatfreunde auch ein Relief der einstigen Bergstadt gefertigt.
„Das Geleistete ist in höchstem Maße anerkennenswert“, fasst Landrat Rico Anton die Arbeit der Bornwaldfreunde zusammen. „Sie verbinden mit der Heimat- und Brauchtumspflege, der Forschung zur Ortsgeschichte, dem traditionellen Handwerk und dem Naturschutz gleich mehrere Themen zu einem großen und erzielen mit ihrem Engagement eine breite gesellschaftliche Wirkung bis hin zur Tourismusförderung.“
Von der Hinweistafel bis zur überlebensgroßen Skulptur sind kleine und große Kunstwerke entstanden, die aufwendig mit Schlägel und Schnitzeisen in Handarbeit gefertigt wurden. Diese Liebe zum Detail ist auch Ausdruck der Leidenschaft, die die Heimatfreunde seit 25 Jahren verbindet. Im Rahmen ihres aktuellen Projekts wird die an den Skulpturen entlangführende Wegstrecke als neuer Themenweg ausgewiesen.
Mit ihrer Arbeit haben die Bornwaldfreunde auch wichtige Impulse für die weitere Qualifizierung des überregional bedeutsamen Görlitz-Greiz-Wegs und des Flöhatal-Wegs gesetzt. Als Bestandteile des hiesigen Kernwanderwegenetzes wurden beide als Fördervorhaben ausgewählt, auch aufgrund der hohen Qualität sich anschließender lokaler Wanderrouten.
Für ihr langjähriges und umfassendes Engagement im Bereich der Heimat- und Brauchtumspflege wurden die Bornwaldfreunde mit dem „Ehrenamt des Monats Juni“ ausgezeichnet. Sie erhielten von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.
Um ein noch besseres Bild von ihrer Arbeit zu bekommen, hat die Fachstelle Ehrenamt mit zwei Vertretern folgendes ausführliches Interview geführt.
Wie sind sie beide zu den Bornwaldfreunden gekommen?
Stephan Möckel: „Ich war von 1991 bis 2020 Revierleiter im Forstrevier Börnichen. Damit war ich bei den Vorhaben von Anfang an involviert. Ich bin selbst historisch interessiert und als Förster lag mir auch immer viel daran, Wissen rund um unsere Wälder weiter zu vermitteln.“
Jürgen Sandig: „Ich hatte in der Nachwendezeit das Lengefelder Fernsehen gegründet und bin von Gottfried Kahl angesprochen worden, die Filme, die rund um die Vorhaben entstanden sind, zu produzieren. Er war nicht nur Ideengeber für zahlreiche Vorhaben – er hat es auch geschafft, viele Menschen für die Geschichte des Bornwalds zu begeistern.“
Was macht den Bornwald für Sie so einzigartig?
Stephan Möckel: „Der Wald hat von jeher einen vergleichsweise hohen Anteil an Mischwald und eine einmalige Tier- und Planzenwelt, wie zum Beispiel den Schwarzstorch und das Knabenkraut. Das Gebiet ist geprägt von zahlreichen Quellen und den beiden Neunzehnhainer Talsperren. Er wird seit jeher als Naherholungsgebiet gut angenommen. Zudem sind zahlreiche Begebenheiten überliefert, aus denen sich ein spannendes Stück Heimatgeschichte ergibt. Auch in hektischen Zeiten bleibt der Wald ein verlässlicher Rückzugsort, der Menschen den Raum zur Besinnung auf das ursprünglich Wesentliche und zur Erholung bietet.“
Was sind ihre Aufgaben bei den Bornwaldfreunden?
Stephan Möckel: „Ich habe mich vorrangig darum bemüht, das Holz für die Schnitzer und den Bau der Einrichtungen zu verschaffen, die Abstimmungen mit dem Forstbezirk zu treffen und um logistische Herausforderungen, beispielsweise beim Aufstellen der Skulpturen.“
Jürgen Sandig: „Ich war und bin für vieles Organisatorische und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Meine Aufgabe ist es, den Kontakt zu den Mitgliedern der Gruppe zu halten und gemeinsam mit anderen die öffentlichen Veranstaltungen zu organisieren.“
Welche Veranstaltungen meinen Sie damit?
Jürgen Sandig: „Wenn wir neue Skulpturen aufgestellt oder Rastplätze fertiggestellt haben, gab es auch immer feierliche Einweihungen, zu denen wir in der Regel 200 bis 500 Gäste begrüßen konnten. Oft haben uns auch Bläsergruppen, Zierharmonikaspieler oder andere Musiker ehrenamtlich dabei unterstützt. Zu vielen Eröffnungen existiert auch entsprechendes Filmmaterial.“
Wie haben Sie die Vorhaben finanziert?
Stephan Möckel: „Die Stadt Pockau-Lengefeld hat uns bei Fördermittelanträgen und Genehmigungsverfahren unterstützt. Der Staatsbetrieb Sachsenforst und Unternehmer aus der Region haben uns Holz und Baumaterial zur Verfügung gestellt oder unentgeltlich Transporte übernommen. Vieles haben unsere Mitglieder aber auch aus der eigenen Tasche finanziert.“
Wie ist der Stand bei Ihrem aktuellen Projekt und was planen Sie für die Zukunft?
Jürgen Sandig: „Wir sind auf einem guten Weg, um die Route entlang der Skulpturen als Themenweg auszuschildern. An den Wanderparkplätzen entstehen dazu auch Hinweistafeln, um mittels QR-Code und Smartphone eine einfache und bequeme Navigation zu ermöglichen. Aber je mehr wir bauen, umso umfangreicher werden auch die Pflege- und Instandhaltungsarbeiten. Mittelfristig würden wir gern eine neue Skulptur für die ‚Wolfsgrube‘ anfertigen und aufstellen.“
Kommt bei so viel Arbeit der gesellige Teil nicht zu kurz?
Stephan Möckel: „Nein, darauf achten wir schon. Ein Höhepunkt im Jahr ist das gemeinsame Wildessen der Bornwaldfreunde. Als Jäger habe ich die Möglichkeit Fleisch beizusteuern. Wir treffen uns dazu jedes Jahr kurz vor Weihnachten in unserem Stamm-Gasthaus und es gibt handgemachte Musik.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Jürgen Sandig: „Es wäre wichtig, dass sich auch in Zukunft jüngere Menschen finden, die sich für das Naherholungs- und Wandergebiet Bornwald einsetzen und dessen Geschichte lebendig halten. Wir freuen uns immer über neue Engagierte und Unterstützer.“
Quelle: Fachstelle Ehrenamt / wu