Ehrenamt des Monats: Ein Ständchen für den Vorsitzenden

20. März 2023
Unser Ehrenamt

Männergesangsverein Orpheus e. V. Breitenbrunn

2022 beging der Männergesangsverein Orpheus e. V. Breitenbrunn sein 145-jähriges Jubiläum. Seit 1992 leitet Dr. Udo Beyreuther die Geschicke als Vorsitzender. Zur Auszeichnung mit dem Ehrenamt des Monats überraschten ihn seine Vereinsmitglieder mit einem Ständchen.

Hervorgegangen ist der 1877 gegründete Männergesangsverein ursprünglich aus einem Kirchenchor, der von einem Kantor geleitet wurde. Zu DDR-Zeiten wurde zu staatlichen Feiertagen und in den in der Umgebung zahlreich vorhandenen Ferienheimen gesungen.

Die politische Wende war auch für den Verein eine Zäsur: 1991 wurde er neu gegründet und musste sich, vor allem mit Blick auf die Auftritte, neu ausrichten. Zentrales Anliegen blieb das gemeinsame Singen – die Pflege des erzgebirgischen Liedgutes, insbesondere dem von Anton Günther, rückte wieder stärker in den Vordergrund. In seinen 31 Jahren als Vorsitzender hat Dr. Udo Beyreuther die Entwicklung des Vereins seitdem maßgeblich mitgeprägt.

Die Zusammenarbeit mit dem Klinikum in Erlabrunn wurde ausgebaut, mit dem Ergebnis, dass der Männergesangsverein dort ein gern gesehener Gast ist und weitere Konzerte in Pflegeheimen absolvierte. Zahlreiche Auftritte zu Traditionsveranstaltungen grenzüberschreitend auf beiden Seiten des Erzgebirgskammes folgten – unter anderem zur Anton-Günther-Gala im Kulturhaus Aue und in der Kirche in Boži Dar.

Ein Highlight ist der jährlich stattfindende Liedernachmittag zu Anton Günthers Geburtstag. In Kooperation mit dem Chronistenstammtisch Rittersgrün organisiert und gestaltet der Verein einen gemeinsamen Nachmittag mit Liedern und Gedichten des Heimatsängers auf dem Gelände des Anton-Günther-Denkmals am Wettinbrunnen in Ehrenzipfel.

„Udo Beyreuther hält den Verein seit mehr als drei Jahrzehnten mit seiner Energie und Leidenschaft zusammen, bringt sehr viel Zeit ein und organisiert auch die Auftritte. Er ist ein uneigennütziger Macher, der sich nie in den Vordergrund drängt“, sagt einer der den Verein aus dem Effeff kennt und selbst seit 1961 Mitglied ist. Klaus Pechstein hat ihn für das Ehrenamt des Monats vorgeschlagen, um sich im Namen des gesamten Vereins für die Arbeit des Vorsitzenden zu bedanken.

„Der Verein hatte während der Corona-Krise einen schweren Stand – Chöre waren die ersten die ihre Aktivitäten einstellen und die letzten die wieder loslegen durften. Vor diesem Hintergrund sind wir als Gemeinde Herrn Dr. Beyreuther sehr dankbar, dass er gemeinsam mit den Mitgliedern 2022 einen erfolgreichen Neustart hingelegt hat und das Vereinsleben wieder in Schwung gekommen ist,“ freut sich Bürgermeister Lars Dsaak.

Bis zu zehn Konzerte absolviert der Männergesangsverein Orpheus e. V. Breitenbrunn im Jahr. Die insgesamt siebzehn Mitglieder kommen aus Breitenbrunn, Sosa, Schwarzenberg, Erla und Johanngeorgenstadt und treffen sich einmal pro Woche zur Gesangsprobe. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen. Auch Dank des Vorsitzenden, Herrn Dr. Udo Beyreuther, konnte eine Musikpädagogin gewonnen werden, die die Proben ehrenamtlich leitet. Sie sorgt für die fachliche Anleitung zur Gesangsausbildung des Chores und begleitet ihn auch auf dem Keyboard.

„Aus den Gesprächen mit den Mitgliedern habe ich erfahren, dass es einige der traditionellen Männerchöre aus den umliegenden Orten leider nicht mehr gibt,“ konstatiert Landrat Rico Anton. „Umso wichtiger ist es, dass man in Breitenbrunn Wege gefunden hat, diese Tradition fortzuführen. Denn der Verein leistet nachweislich einen wichtigen Beitrag zur Brauchtumspflege und zur grenzüberschreitenden Verständigung mit unseren Nachbarn aus Tschechien.“

Für sein umfassendes Engagement wurde Dr. Udo Beyreuther mit dem „Ehrenamt des Monats Februar“ ausgezeichnet. Er erhält von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises „ERZgeBÜRGER“.

Um ein noch besseres Bild vom Männergesangsverein Orpheus e. V. Breitenbrunn und seiner Arbeit als Vorsitzender zu bekommen, hat Frank Wutzler von der Fachstelle Ehrenamt mit ihm ein ausführliches Interview geführt:

 

Was macht für Sie die Faszination am Singen aus?

Herr Dr. Beyreuther: „Das Singen hilft dabei Alltagssorgen für eine Zeit auszublenden und auch das eine oder andere Problem gelöster anzugehen. Ich empfinde dabei Spaß und Freude in der Gemeinschaft. Man lebt die Fröhlichkeit der Texte mit und lässt sich in gewisser Weise auch von ihr anstecken.“

 

Die politische Wende bedeutete für den Verein eine Zäsur. Was waren aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen?

Herr Dr. Beyreuther: „Zunächst mussten wir uns als eigenständige Körperschaft neu finden und auch ein Stück weit neu erfinden. Als Verein wirtschaftlich zu denken und uns durch Auftritte zu refinanzieren war für uns damals eine neue Erfahrung. Wir waren froh, dass die Auflagen auch politisches Liedgut zu singen der Vergangenheit angehörten und wir frei und selbstbestimmt über unser Repertoire entscheiden konnten.“

 

Welche Rolle spielt die Brauchtumspflege des Liedgutes von Anton Günther heute für die grenzübergreifende Zusammenarbeit?

Herr Dr. Beyreuther: „Sie spielt eine herausragende Rolle. Er hat mit seinen Gedichten und Liedern schon zu Lebzeiten die Menschen im sächsischen und im böhmischen Teil des Erzgebirges näher zusammengebracht – dieses Brauchtum und seine Pflege schaffen das auch heute noch. Er hat Themen in Mundart aufgegriffen, die die Menschen schon von jeher verbanden: beispielsweise Natur, Heimat und Werteverständnis.“

 

Haben Sie ein Lieblingslied?

Herr Dr. Beyreuther: „Wenn ich mich entscheiden muss, sind es zwei. ‚Im schönsten Wiesengrunde‘ ist mein Favorit unter den deutschen Volksliedern. Mit Blick auf unser erzgebirgisches Liedgut ist es ‚Das Erzgebirgslied‘ komponiert und getextet von Rudolph Gläser, der viele Jahre in Sosa als Chorleiter gewirkt hat.“

 

Wie schwierig war für Sie die Zwangspause des Chores während der Corona-Krise und wie zufrieden sind Sie mit dem Neustart?

Herr Dr. Beyreuther: „Das Problem war, dass die Stimmen regelmäßiges Training brauchen. Insoweit es zulässig war, haben wir uns auf Feldern und Wiesen getroffen und mit entsprechenden Abständen gesungen. Wir sind während dieser Zeit über unsere Chat-Gruppe in Kontakt geblieben. Als es wieder los ging, waren wir selbst ein wenig überrascht, dass die Stimmen noch funktioniert haben und auch die Texte abrufbar waren.“

 

Der Männergesangsverein Orpheus e. V. Breitenbrunn hatte 2022 sein 145-jähriges Jubiläum und Sie konnten auf 30 Jahre Vorstandsarbeit zurückblicken. Wurde gefeiert?

Herr Dr. Beyreuther: „Wir haben das Jubiläum anlässlich unserer Weihnachtsfeier begangen. Zu Weihnachten bekommen auch die Sängerfrauen seit jeher Geschenke und Blumen von uns.“

 

Wie viele Sorgen bereitet Ihnen die zunehmende Überalterung der Traditionsvereine mit Blick auf die Brauchtumspflege?

Herr Dr. Beyreuther: „Das ist unsere größte Sorge. Aufgrund des hohen Durchschnittsalters besteht immer die Gefahr, dass Mitglieder im Chor nicht mehr mitwirken können. Die Besetzung bestimmter Tonlagen, insbesondere der Tenöre, ist aber für einen guten Klangkörper unerlässlich. Um Brauchtum weiter zu pflegen braucht es zwingend jungen Nachwuchs. Mir persönlich kommen die Themen Mundart, erzgebirgisches Liedgut und Brauchtum in den Schulen deutlich zu kurz. Es braucht ein neues Selbstverständnis, damit sich junge Menschen wieder stärker damit identifizieren.“

 

Auf welche Veranstaltungen und Highlights des Männergesangsverein Orpheus e.V. Breitenbrunn darf man sich 2023 freuen?

Herr Dr. Beyreuther: „Für dieses Jahr sind wieder zahlreiche Auftritte geplant. Wichtige Höhepunkte sind das Frühlingskonzert im Klinikum Erlabrunn am 2. April, das Wettiner Brunnenfest im Juni und natürlich das Adventskonzert in Erlabrunn.“

 

 

Quelle/ Fachstelle Ehrenamt / 20.03.2023 wu

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