Ehrenamt des Monats: Mission für den guten Zweck
2016 hat Thomas Hänel aus Jahnsbach erstmals eine kleine Spendenaktion zugunsten krebskranker Kinder und ihrer Familien gestartet. Mittlerweile hat sich „Thom hilft“ als dauerhafte Spendenkampagne mit enormen Bekanntheitsgrad im gesamten Erzgebirgskreis und darüber hinaus etabliert. Im Interview gibt der 42-jährige interessante Einblicke in diese Erfolgsgeschichte.
Die vergangene Weihnachtsaktion markierte mit mehr als 30.000 Euro generierten Spenden einen neuen Rekord, über das gesamte Jahr 2023 kamen mehr als 40.000 Euro zusammen. Sogar Bayern-Torwart Manuel Neuer stellte für die Aktion ein Trikot mit Unterschrift zur Versteigerung zur Verfügung. Der gelernte Straßenwärter und Mitarbeiter der Straßenmeisterei Stollberg wirbt um Spenden für die Arbeit des Elternvereins krebskranker Kinder e. V. Chemnitz und des Vereins Sonnenstrahl e. V. Dresden.
In der Anfangszeit hat er die ersten Spenden als Weihnachtsmann im Freundes- und Bekanntenkreis gesammelt. Daraus ist mittlerweile ein umfassendes Netzwerk aus Privatleuten, Schülern, Vereinen und Unternehmen erwachsen. Diese Gemeinschaft unterstützt seine Kampagne zum Beispiel durch das Aufstellen von einer der insgesamt 40 Sammelbüchsen, durch eigene Versteigerungen oder mit unmittelbaren Geldspenden. Von der Kindertagesstätte bis zum mittelständigen Unternehmen, vom Rockmusiker bis zum Zahnarzt – alle machen mit, um die Arbeit der beiden Vereine für Familien mit krebskranken Kindern zu fördern.
Landrat Rico Anton beeindruckt vor allem der persönliche Einsatz von Thomas Hänel: „Mit seiner Aktion ‚Thom hilft‘ beweist Thomas Hänel, was auch Einzelpersonen im Ehrenamt leisten können. Mit außerordentlichem Einsatz, Authentizität und Leidenschaft ist es ihm gelungen, Menschen hinter sich zu versammeln und für eine gute Sache zu gewinnen. Alle, die sich beteiligen, machen die Welt jeden Tag ein Stück besser.“
Um ein noch besseres Bild von seinem Engagement zu bekommen, hat die Fachstelle Ehrenamt mit Thomas Hänel ein ausführliches Interview geführt.
Wie kam es zu der Entscheidung, dass Sie sich für die Arbeit zugunsten krebskranker Kinder und ihrer Familien einsetzen?
Herr Hänel: „Wir hatten einem Freund und leidenschaftlichem Nascar-Fan eine Fahrt mit dem Renntaxi auf dem Lausitzring geschenkt. Es war uns bis dahin gar nicht bewusst, dass die Fahrten auch dem guten Zweck dienen und wir haben vor Ort einen krebskranken Jungen kennengelernt, der ebenfalls mitgefahren ist. Dieses Aufeinandertreffen war der Auslöser – nur Spenden war mir aber zu wenig. Also habe ich angefangen auf meiner Runde als Weihnachtsmann Geld zu sammeln. Um niemanden zu vergessen, habe ich mich im Nachgang bei den Spendern auf Facebook bedankt, was wiederum viele veranlasst hat mir zu schreiben, dass sie sich ebenfalls gern beteiligt hätten. So ist ‚Thom hilft' entstanden."
Wann haben Sie das erste Mal realisiert, dass aus einer kleinen Spendenaktion etwas Großes entstanden ist?
Herr Hänel: „Das ist mir bereits 2017 klargeworden. Mit der zweiten Spendenaktion sind mehr als 11.000 Euro zusammengekommen. Im ersten Jahr waren es noch etwas mehr als 700 Euro.“
Ihre Facebook-Gruppe hat mittlerweile mehr als 1.700 Mitglieder und viele Menschen unterstützen Sie mit eigenen Versteigerungen oder beim Sammeln der Spenden zu bestimmten Anlässen. Gab es Aktionen oder Situationen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Herr Hänel: „Im Alltag kommt es hin und wieder vor, dass ich auch von fremden Menschen angesprochen werde. Ich erinnere mich an eine Mutter mit einer jungen Tochter, die mir Geld für eine Spende gegeben hat. Auf die Frage des Mädchens, wofür das Geld sei, erklärte ihr die Mutter, dass es Kindern zu Gute kommt, denen es nicht so gut geht, weil sie schwer krank sind. Das Mädchen hat daraufhin aus freien Stücken noch fünf Euro von seinem Taschengeld dazu gegeben. Das sind Momente, die einen ein Leben lang begleiten und für die ich sehr dankbar bin.“
Was sind aus Ihrer Sicht neben der umfassenden Präsenz in sozialen Medien die Erfolgsfaktoren Ihres Engagements?
Herr Hänel: „Die Menschen und Unternehmen, die mich beim Sammeln von Spenden unterstützen, wissen wer dahintersteht. Ihnen ist der persönliche Kontakt wichtig. Im Austausch erfährt man gesellschaftlichen Zusammenhalt, den man einerseits so nicht immer erwartet, der aber andererseits sinnbildlich für das Erzgebirge und die Menschen hier steht.“
„Thom hilft“ hat sich mittlerweile auch zu einer Marke zu entwickelt. Gibt es Situationen in denen Sie sich wünschen, als Person weniger in der Öffentlichkeit zu stehen?
Herr Hänel: „Ich selbst stehe gar nicht so gern in der Öffentlichkeit. Wenn ich auf eine Bühne soll, bin ich nach wie vor aufgeregt. Das Logo für „Thom hilft“ habe ich ursprünglich entwickeln lassen, um der Aktion einen einheitlichen Auftritt zu geben und mit dem was ich trage nicht den Anschein zu erwecken, für irgendwelche Marken zu werben. Mir wäre es lieber, wenn ‚die gute Sache‘ mehr im Mittelpunkt stehen würde. Andererseits funktioniert „Thom hilft“ aufgrund dessen, dass ich als Person dafür einstehe. Am Ende kann ich mit dem Zwiespalt gut leben, wenn es hilft, Spenden für krebskranke Kinder und deren Familien zu sammeln.“
Was bedeutet für Sie Weihnachten?
Herr Hänel: „In allererster Linie viel Arbeit. In der Vorweihnachtszeit kommen gut und gern 2.000 Kilometer mit dem Auto zusammen, um Spenden im Rahmen der Weihnachtsaktion einzusammeln. Am Heiligabend ist es seit 22 Jahren immer der gleiche Ablauf: nach dem Mittag bin ich bis abends als Weihnachtsmann unterwegs. Die Tour wird nur für etwa eine Stunde für das gemeinsame Abendessen mit meinen Eltern unterbrochen. Das ist mir wichtig und darauf möchte ich auch nicht verzichten. Die persönlichen Begegnungen und Erlebnisse in der Weihnachtszeit mit Kindern, die gegen eine heimtückische Krankheit kämpfen, erden einen ungemein und man bekommt einen ganz anderen Blick auf Probleme, die man vielleicht meint zu haben.“
Welche Potentiale sehen Sie für die Kampagne „Thom hilft“ in Zukunft?
Herr Hänel: „‚Thom hilft‘ ist in gewisser Weise zu einem Selbstläufer geworden. Es ist nicht das erklärte Ziel, die Kampagne immer weiter auszubauen, weil die Gefahr besteht, dass einem das ganze irgendwann über den Kopf wächst. Das bestehende Netzwerk hat auch so das Potential, um die Spendensummen weiter zu steigern.“
Welche Ziele möchten Sie mit Ihrem Engagement 2024 erreichen? Gibt es Projekte, für die Ihr Herz besonders schlägt?
Herr Hänel: „Der Verein Sonnenstrahl e. V. Dresden errichtet momentan mit dem ‚Haus Sonnenstrahl‘ einen Neubau auf dem Gelände des Universitätsklinikums Dresden, damit die Familien während der Behandlung näher bei ihren Kindern sein können. Es ist wichtig, dass dieses Projekt umgesetzt wird.“
Thomas Hänel, Straßenwärter bei der Straßenmeisterei Stollberg, erhielt an seinem Arbeitsplatz überraschenden Besuch von Landrat Rico Anton. Für sein umfassendes soziales Engagement im Rahmen der Kampagne „Thom hilft“ wurde er mit dem „Ehrenamt des Monats März“ ausgezeichnet.
Quelle: Fachstelle Ehrenamt / wu