Ehrenamt des Monats: Zaungespräche und Naherholung

22. Mai 2023
Unser Ehrenamt

Kleine Gärten mit großer Wirkung

Eigentlich wollte er nur einen Kleingarten in Wohnortnähe. Den hat Wolfgang Humanik 2003 auch bekommen. Das Ehrenamt im Vorstand gab es wenig später als Zugabe. Seit 2006 engagiert er sich als stellvertretender, seit 2018 als 1. Vorsitzender. Wieviel ehrenamtliches Engagement in einem Kleingartenverein steckt und wieviel Nutzen für die Allgemeinheit von den Anlagen ausgeht – dazu hat er uns interessante Einblicke gewährt.

 

Wenn man mit Wolfgang Humanik zur Kleingartenanlage am „Am Brünlasberg“ e. V. ins Gespräch kommt, gerät er fast etwas ins Schwärmen und spricht von einem „Juwel“, denn sie wertet das Wohnquartier Brünlasberg deutlich auf und erhöht die Lebensqualität. Seit 1979 gibt es die Anlage mit insgesamt 82 Gärten. Die meisten der Mitglieder sind Erstpächter und haben ihre Parzellen seit 1979. Wer sich für einen Garten interessiert, dem bleibt erstmal nur die Warteliste.

 

Viele der Anwohner nutzen das Kleinod zur Naherholung. Ab und an sind auch Gruppen aus der benachbarten Kindertagesstätte in der Anlage unterwegs, um den Kindern bestimmte Dinge zu zeigen und die Bildungsarbeit zu veranschaulichen. Um das zu ermöglichen gehört es zum Grundverständnis des Vereins, dass die Anlage von 08:00 bis 20:00 Uhr frei zugänglich ist.

 

Über sein Engagement im Verein verliert der Vorsitzende nur wenige Worte – lobt dafür seine Kolleginnen und Kollegen, die seit vielen Jahren eine stabile Vorstandsarbeit gewährleisten sowie seine Mitglieder, die alle an einem Strang ziehen und Arbeitsstunden leisten, um die Anlage baulich zu erhalten. Unterstützung erhält er auch von den Wegewarten, die als erste Ansprechpartner für die anliegenden Gärten fungieren.

 

Vorgeschlagen für das Ehrenamt des Monats hat ihn Nicole Rehm, Geschäftsführerin des Kreisverbandes Aue/Stollberg der Kleingärtner e. V.: „Uns als Verband hat nicht nur die Weiterentwicklung, die der Verein unter der Regie von Herrn Humanik genommen hat, beeindruckt, sondern auch die Art und Weise, wie er diese beeinflusst hat. Wir wissen von den Gartenfreunden, dass sie seine höfliche, ausgeglichene Kommunikation schätzen. Ebenso hat er ein gutes Händchen dafür, die unterschiedlichen Interessen älterer und jüngerer Mitglieder seines Vereins unter einen Hut zu bringen.“

 

Unabhängig davon, dass das Bundeskleingartengesetz die Erhaltung des Erholungswertes, den Anbau von Obst, Gemüse und Blumen in den Anlagen vorschreibt, ist die Erhaltung der Grundsätze der kleingärtnerischen Nutzung für Wolfgang Humanik eine Herzensangelegenheit. Der Beitrag den die Mitglieder zum Umweltschutz leisten ist ihm wichtig – das kommt auch darin zum Ausdruck, dass der Verein einen Fachberater hat, der den Mitgliedern beispielsweise Tipps beim Bau von Insektenhotels, der richtigen Bepflanzung und für den Kartoffelanbau gibt.

 

Mit Blick auf das breite Spektrum an Aufgaben vertraut der Vorsitzende auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten seiner Mitglieder. Überhaupt sieht sich Wolfgang Humanik eher als Moderator: „Ideen zur Veränderung funktionieren am besten, wenn sie von unseren Mitgliedern selbst kommen. In dem Zusammenhang tun junge Mitglieder unserem Verein sehr gut. Der allgemeine Trend zur Individualisierung und Freizeitorientierung, verlangt ab und an etwas Augenmaß, dass die kleingärtnerische Nutzung nicht zu kurz kommt, denn damit käme auch der gemeinnützige Zweck abhanden.“

 

Viel wert legt der Vorsitzende auch auf die soziale Komponente, die ein Kleingartenverein erfüllt. Das Gespräch am Gartenzaun, dass Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft und unterschiedlichen Alters einander näherbringt, hält er für wichtig.

 

Landrat Rico Anton macht noch einmal deutlich, welche Bedeutung dem ehrenamtlichen Engagement und der Arbeit der Kleingartenvereine auch auf Landkreisebene beigemessen wird: „Betrachtet man die gesamte Bandbreite der Vereinslandschaft sind die Kleingartenvereine zusammen mit dem Sport die am häufigsten vertretene Sparte im Bereich des Bürgerschaftlichen Engagements. Sie erfüllen gesellschaftlich, ökologisch und städtebaulich wichtige Funktionen. Mir ist es daher besonders wichtig, unseren Kleingartenwettbewerb, den wir auf Landkreisebene durchführen, auch im Jahr 2024 fortzusetzen.“

 

Für sein umfassendes Engagement wurde Wolfgang Humanik mit dem „Ehrenamt des Monats April“ ausgezeichnet. Er erhielt von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises „ERZgeBÜRGER“.

 

Um ein noch besseres Bild seiner Arbeit zu bekommen, hat Frank Wutzler von der Fachstelle Ehrenamt mit ihm ein ausführliches Interview geführt.

 

Sie sind seit 17 Jahren im Vorstand des Kleingartenvereins „Am Brünlasberg“ e. V. engagiert. Wie kam es dazu?

Herr Humanik: „Ich bin seit 2003 dort Kleingärtner und wurde vom damaligen Vorsitzenden angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte im Vorstand mitzuarbeiten. Ich war früher Lehrer und von Berufswegen hat man mir zugetraut, dass ich auf Menschen zugehen und mit den Mitgliedern gemeinsam etwas entwickeln kann.“

 

Entwicklung ist ein gutes Stichwort. Wie würden Sie die des Vereins seitdem beschreiben?

Herr Humanik: „Wir haben das große Glück, dass unsere Anlage für die Anwohner auf dem Brünlasberg sehr attraktiv ist. Das liegt einerseits an der Nähe zum Wohngebiet, andererseits aber auch daran, dass unsere Mitglieder mit uns an einem Strang ziehen und wir in unzähligen Arbeitsstunden dafür Sorge tragen, dass der gute bauliche Zustand der Gartensparte erhalten bleibt. Es gibt keinen Leerstand.“

 

Wie weit geht die Mitwirkungspflicht der Mitglieder und wieviel basiert auf Freiwilligkeit?

Herr Humanik: „Es gibt wie in fast jedem Kleingartenverein eine festgelegte Anzahl an Arbeitsstunden, die die Mitglieder leisten müssen. Um größere Vorhaben umzusetzen und dauerhaft erfolgreich zu sein, sind jedoch die Aktivitäten ausschlaggebend, die auf Freiwilligkeit beruhen.“

 

Kleingartenanlagen stehen in dem Ruf viele „kleine Könige“ zu beherbergen. Wie bekommt man alle unter einen Hut?

Herr Humanik: „Indem wir immer wieder mit dem gemeinsamen Nutzen bestimmter Vorhaben argumentieren, stets das persönliche Gespräch suchen und uns bemühen immer Kompromisse zu finden, ist es uns gelungen ein echtes Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. Wir legen Wert darauf, dass Vorstand und Mitglieder auf einer Linie sind. Mit einem Aushang am Schwarzen Brett kommt man da nicht weit. Wir haben 2019 anlässlich des 40-jährigen Bestehens, aber auch als Maßnahme zur Mitgliederbindung, eine große Festveranstaltung im Kulturhaus Aktivist organisiert, alle Kleingärtner eingeladen und auch Ehrungen vorgenommen.“

 

Wie wirkt des ehrenamtliche Engagement des Vereins nach außen über die Anlage hinaus?

Herr Humanik: „Wir sehen uns als Teil des Wohnquartiers Brünlasberg und wir leisten mit unserer Arbeit einen Beitrag dieses aufzuwerten, damit es für die Anwohner weiter attraktiv bleibt. Wir erhalten Flächen zur Naherholung und unsere Kleingärtner tragen mit vielen kleinen Maßnahmen zum Umweltschutz bei. Zudem bietet der Verein und die Anlage auch Raum für das soziale Zusammenleben.

Im Juni findet zudem ein großes Wohngebietsfest anlässlich 50 Jahre Brünlasberg statt, an dem wir uns selbstverständlich beteiligen und den Auf- und Abbau des Festzeltes und der Spielattraktionen für Kinder unterstützen.“

 

Wie ist es um die Altersstruktur des Vereins bestellt?

Herr Humanik: „Viele unserer Mitglieder sind im Rentenalter. Wir haben aber seit ungefähr einem Jahr Gärten an jüngere Gertenfreunde im Alter zwischen 25 und 50 Jahren vergeben. Wir haben gemerkt, dass uns als Verein diese ‚Frischzellenkur‘ gut tut, auch wenn wir damit vor der für uns neuen Herausforderung stehen, die Interessen verschiedener Generationen in Einklang zu bringen.“

 

Ihr Blick in die Zukunft fällt also positiv aus?

Herr Humanik: „Ja, durchaus. Wir führen ja mittlerweile eine Warteliste und sind guter Dinge auch zukünftig jüngere Mitglieder gewinnen zu können. Leider ist es baulich nicht möglich aber in der jetzigen Situation könnten wir zusätzliche Flächen für die Anlage gut gebrauchen.“

 

Was halten Sie von der Idee mit dem Ehrenamt des Monats Engagierte auszuzeichnen und ihre Arbeit einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen?

Herr Humanik: „Ich war sehr überrascht, dass ich vorgeschlagen wurde. Die Grundidee finde ich sehr gut, weil es da draußen unzählige Menschen gibt, die sich Tag für Tag für eine gute Sache einsetzen, ohne dass jemand davon groß Notiz nimmt. Und am Ende geht es ja nicht nur um den einzelnen der ausgezeichnet wird, sondern um den Verein als Ganzes. Vielleicht kann es für den ein oder anderen auch Motivation sein, sich für das Gemeinwohl in irgendeiner Form einzubringen.“

 

 

Quelle: Fachstelle Ehrenamt / wu

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