Für ein Happy End auf vier Pfoten

11. März 2022
Unser Ehrenamt News

„Ehrenamt des Monats Februar“ würdigt Engagement für den Tierschutz

Das Tierwohl liegt Lissi Burkhardt am Herzen. Am Anfang waren es Spenden mit denen sie das Tierheim Neu-Amerika in Annaberg-Buchholz unterstützt hat. Den Werdegang von der Tier-Patin bis hin zur Mitgliedschaft im Tierschutzbund und ehrenamtlichen Mitarbeiterin verdankt sie einer zurückhaltenden, weißgefleckten Hundedame namens „Ellis“. Für ihr Engagement wird sie mit dem „Ehrenamt des Monats“ ausgezeichnet. Im Interview erzählen Sie und Peggy Kreher, die Leiterin des Tierheims, die ganze Geschichte.

 

Begonnen hat alles mit Sach-, Futter- oder Geldspenden, bevor die 31-Jährige aus Cunersdorf entschieden hat sich aktiv im Tierschutz einzubringen und anfangs als „Stamm-Spaziergängerin“ Verantwortung für das Wohl der Vierbeiner im Tierheim-Neu Amerika zu übernehmen. Mittlerweile gehört sie zum „harten Kern“. So nennt die Leiterin des Tierheims, Peggy Kreher, liebevoll die Gruppe von insgesamt circa fünfzehn  ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sie dabei unterstützen, den Betrieb des Tierheims aufrecht zu erhalten: „Die Arbeit unserer ehrenamtlich Engagierten ist für uns unverzichtbar und ausgesprochen wertvoll. Lissi bringt sich sehr umfänglich in unsere tägliche Arbeit ein – ist an ihrem freien Tag einmal die Woche im Tierheim, übernimmt fast wöchentlich den Sonntagsdienst zusammen mit anderen und springt darüber hinaus auch bei personellen Engpässen während der Corona-Pandemie ein.“

 

Zwischen zwanzig und dreißig Stunden kommen so pro Woche zusammen, in denen sie neben Ihrer Arbeit als Friseurin vorwiegend Hunden und Katzen die sogenannte notwendige Qualitätszeit gibt und sich mit den Tieren beschäftigt und dafür sorgt, dass die Vierbeiner genügend Bewegung erhalten. Vor allem bei Hunden übernimmt sie wichtige Aufgaben der Grunderziehung und des Vertrauensaufbaus.

 

Auslöser für ihr umfangreiches Engagement im Tierheim war für Lissi Burkhardt eine weißgefleckte Hundedame namens „Ellis“. „Anfangs bin ich regelmäßig mit ihr spazieren gegangen. Als es dann darum ging, eine Patenschaft für sie zu übernehmen, konnte ich gar nicht anders als ‚ja‘ sagen. Leider muss man im Rahmen der Arbeit auch so manches traurige Tier-Schicksal miterleben. Umso unvergesslicher sind dafür die Geschichten mit Happy-End, wenn man weiß, dass seine Schützlinge bei neuen Besitzerinnen und Besitzern ein neues, noch besseres Leben vor sich haben.“

 

Begeistert von so viel Enthusiasmus zeigt sich auch der Oberbürgermeister der Stadt Annaberg-Buchholz, Rolf Schmidt: „Als Stadt sind wir für das Engagement außerordentlich dankbar und freuen uns über die gute, konstruktive Zusammenarbeit, auch gerade in dieser schwierigen Zeit. Wir hoffen natürlich, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird und sich noch weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer für weitere Bereiche finden.“

 

Für ihr selbstloses Engagement und ihren umfassenden Einsatz für das Tierwohl wurde Lissi Burkhardt mit dem „Ehrenamt des Monats Februar“ ausgezeichnet und erhielt von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde und die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken). Außerdem darf sie sich über eine Einladung zur Gala zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER 2022 freuen.

 

Um einen besseren Einblick in das verantwortungsvolle Engagement zu gewinnen, hat Denise Rehm von der Fachstelle Ehrenamt mit Lissi Burkhardt, stellvertretend für alle ehrenamtlichen Mitarbeiter des Tierheims und Peggy Kreher (Leiterin der Einrichtung) das nachfolgende Interview geführt.

 

Frau Burkhardt, wie überraschend kam für Sie die Auszeichnung mit dem Ehrenamt des Monats? Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie erfahren haben, dass Ihnen die Auszeichnung verliehen werden soll?

Frau Burkhardt:

„Das Ehrenamt des Monats kannte ich natürlich – aber dass dann mein Name fällt, war schon sehr überraschend! Ich freue mich sehr, dass ich die Auszeichnung in Empfang nehmen darf.“

 

Frau Kreher, Sie haben Frau Burkhardt für das Ehrenamt des Monats vorgeschlagen, stellvertretend auch für die anderen zahlreichen Helferinnen und Helfer. Was hat Sie dazu bewogen?

Frau Kreher:

„Wir haben unsere Mitarbeiter und zum Beispiel auch junge Leute, die ihr FÖJ bei uns absolvieren – aber ohne unsere Ehrenamtlichen wäre oftmals ‚Land unter‘. Mit ihrer Hilfe können wir die Wochenenddienste abdecken, sie unterstützen uns enorm – nur so können überhaupt die täglichen Zeiten von 08:00 Uhr bis mindestens 18:00 Uhr abgedeckt werden. Es ist einfach wichtig, dass diese unersetzliche Arbeit die Aufmerksamkeit und Anerkennung erhält, die sie auch verdient.“

 

Wie können sich Außenstehende die ehrenamtliche Arbeit im Tierheim vorstellen und welche Voraussetzungen braucht man dazu?

Frau Kreher:

„Viele Interessierte, die neu zu uns kommen, denken in erster Linie an Spazieren gehen und Hunde streicheln. Unbestritten sind diese Arbeiten immens wichtig, um den Tieren die nötige Qualitätszeit zukommen zu lassen. Allerdings steckt noch so viel mehr dahinter. Oftmals kommen die Tiere in einem schlechten Zustand bei uns an – dass muss man erst einmal psychisch verkraften. Und natürlich muss man aufpassen, dass auch in Ausnahmesituationen nicht zu viel mit nach Hause genommen wird. Außerdem sind Arbeiten im Tierheim oftmals auch körperlich anstrengend, wie das Sauberhalten der Zimmer oder Instandhaltungsarbeiten.“

 

Frau Burkhardt:

„Vergessen wir nicht unsere Katzen-Streichler! Für unsere Kater und Katzen ist es unglaublich wichtig, dass es Menschen gibt, die ihnen Zeit schenken und sich mit ihnen beschäftigen. Die Tiere verlangen richtig nach Aufmerksamkeit und brauchen diese für ihr Wohlbefinden. Seit 2 Jahren haben wir auch so etwas wie eine Außenstelle…“

 

Frau Kreher:

„Ja, wir haben in Abstimmung mit der Stadt Annaberg-Buchholz eine Futterstelle an der Stadtmauer. Die Stelle ist seit Jahren als Hotspot für verwilderte Katzen bekannt. Über zwanzig von den dort lebenden Tieren haben wir bereits kastriert, um das Problem mittelfristig in den Griff zu bekommen. Wilde Katzen lassen sich so gut wie nicht auf Menschen sozialisieren, daher wurden die Tiere auch wieder in ihre gewohnte Umgebung gebracht. Zweimal täglich kümmern sich jetzt Engagierte um die Fütterung und die Sauberkeit vor Ort. Auch das ist Ehrenamt im Tierheim.“

 

Wie sind Sie eigentlich zu Ihrem Engagement im Tierheim Neu-Amerika gekommen, wie war ihr persönlicher Werdegang und wieviel Zeit investieren Sie in Ihre Aufgaben?

Frau Burkhardt:

„Tierlieb muss man natürlich sein, wenn man im Tierheim anfangen will. Oft denken die Leute auch, dass es den Tieren schlecht geht. Natürlich stimmt das nicht. Angefangen hat mein Engagement schleichend. Zuerst habe ich Futter- und Sachspenden vorbeigebracht. Irgendwann habe ich mir gedacht, warum allein spazieren gehen – nimm doch einen Hund mit. Die Zeit zu zweit im Wald tut allen gut. So bin ich mit der Zeit immer öfter hier gewesen und habe nach und nach festgestellt, dass mir die Arbeit hier Spaß macht und ich mir noch mehr vorstellen kann. Mittlerweile bin ich recht häufig da – 20 bis 30 Stunden in der Woche sind keine Seltenheit.“

 

Frau Kreher (lacht):

„Dann haben wir Lissi festgehalten und nicht mehr losgelassen. Sie ist halt auch ´ne Gute!“

 

Haben Sie noch Stellen frei?

Frau Kreher:

 „Bei uns sind Unterstützer immer willkommen – nicht zwangsläufig nur in der Tierpflege. Damit alles gut funktioniert, brauchen wir auch Engagierte, die sich im Marketing auskennen und beispielsweise Infostände betreuen. Handwerklich geschickte Helfer können wir auch immer gut gebrauchen. Wer zum Beispiel Bagger fahren kann oder bauliche Kenntnisse hat und Lust hat uns zu unterstützen, kann sich gerne melden.“

 

Frau Burkhardt:

„Familien können bei uns auch einen Hund zum Spazierengehen abholen. Die Zeiten sind täglich von 8:00 Uhr bis 11:00 Uhr sowie von 13:00 Uhr wochentags bzw. von 14:00 Uhr am Wochenende bis jeweils 17:00 Uhr. Wer zum ersten Mal bei uns ist, bekommt natürlich auch einen ‚einfachen Hund‘. Unsere Tiere gewöhnen sich schneller an Personen, die regelmäßig kommen und bauen mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis auf.“

 

Ein persönlicher Satz von Ihnen zum Schluss: Gibt es von Ihrer Seite Neuigkeiten, Veranstaltungen oder Aktionen auf die sich die Öffentlichkeit in naher Zukunft freuen darf?

Frau Kreher:

„Für die geplante Sanierung der ersten Katzenräume ist gerade unsere Crowdfunding-Kampagne gestartet. Es sollen abwechslungsreich gestaltete Zimmer entstehen, die in verschiedene Ruhe- und Spielbereiche aufgeteilt sind, dafür brauchen wir ganz dringend viele Unterstützer. Unser Projekt ‚Ruhe- und Spieloase für unsere Tierheimkatzen‘ finden Sie auf www.99funken.de/spieloasen-tierheimkatzen und bis zum 31.03.2022 verdoppelt die Erzgebirgssparkasse eingehende Spenden.“

 

Frau Burkhardt:

„Außerdem planen wir unseren ‚Tag der offenen Tür‘ für September. Auch hier freuen wir uns wieder auf viele interessierte Besucher. Weitere Informationen findet man auf unserer Website www.tierheim-annaberg-buchholz.de.“

 

 

Ehrenamt des Monats setzt sich fortlaufend für Wertschätzung und Bewusstsein von ehrenamtlichem Engagement ein

Mit der Kampagne „Ehrenamt des Monats“ hat die Fachstelle Ehrenamt des Landratsamtes Erzgebirgskreis eine neue Plattform geschaffen, um das ehrenamtliche Engagement im Erzgebirgskreis noch stärker in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken. Einmal im Monat werden ein Verein, eine Initiative oder individuell engagierte Einzelpersonen mit dem Ehrenamt des Monats ausgezeichnet. Vorschläge können über ein Online-Formular oder formlos postalisch (unter dem Stichwort „Ehrenamt des Monats“ zu richten an die Fachstelle Ehrenamt) eingereicht werden. Weitere Informationen dazu finden Interessierte auf www.ehrenamt.erzgebirgskreis.de/edm.

 

10.03.2022 / re / wu

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