„Musterkarriere im Amateursport“

01. Februar 2024
Unser Ehrenamt

Felix Schneider mit dem Ehrenamt des Monats ausgezeichnet

Brauchte es eine Vorlage für eine Musterkarriere im Amateursport, würde sich der Werdegang von Felix Schneider gewiss dafür eignen. Seit mehr als 30 Jahren ist er mit dem Handballclub Annaberg-Buchholz e. V. als Nachwuchssportler, Spieler, Trainer und Funktionär verbunden.

 

Als Schüler hat Felix Schneider das Handballspielen von der Pike auf erlernt und anschließend alle Nachwuchsmannschaften des Vereins durchlaufen. Im Herren-Bereich war er viele Jahre als Spieler und später auch als Spieler-Trainer aktiv. Heute lenkt er die Geschicke eines der mitgliederstärksten Sportvereine der Stadt als Vorstandsvorsitzender im Ehrenamt.

 

Das Jahr 2019 stellte für den Handballverein aus der Bergstadt eine Zäsur dar: verdiente, langjährige Mitglieder des Vorstandes hatten ihr Ausscheiden angekündigt. Bereits im Vorfeld hatten sie vereinsintern dafür geworben, die Verantwortung der nachfolgenden Generation zu übertragen und diesen Prozess auch begleitet. „Felix Schneider hat es ein Stück weit auch als Verpflichtung gesehen, seinem Verein nach seiner sportlichen Laufbahn etwas zurückzugeben“, vermutet Renate Dubslaff, die ihn für das Ehrenamt des Monats vorgeschlagen hat.

 

Mittlerweile geht der 43-jährige Familienvater in seine zweite Amtszeit als Vorstand und hat seitdem eine Menge bewegt. Gemeinsam mit dem neu besetzten Team im Vorstand wurden Abläufe neu organisiert, Aufgaben neu strukturiert und der Verein sukzessive weiterentwickelt. Im Bereich der Jugendarbeit wurden neue Ideen umgesetzt und mit den Mannschaften für Minis (Vorschulkinder) und Maxis (Schulanfänger) Voraussetzungen geschaffen, um Kinder behutsam an den Handballsport heranzuführen.

 

Die Aufbruchsstimmung im Verein erhielt mit der Corona-Krise einen Dämpfer. Trotz intensiver Bemühungen den Trainings- und Spielbetrieb unter Auflagen durchzuführen, wurde dieser unterbrochen und konnte somit nur zeitweise aufrechterhalten werden. Im Jahr 2022 bedeutete die vorübergehende Nutzung der Silberlandhalle als Notunterkunft für Ukraine-Geflüchtete, wiederum das vorzeitige Saisonende. Mit Unterstützung des Kreissportbundes Erzgebirge e. V. initiierten die Handballer das „Sportfest der Begegnung – Blau-Gelb als dreifaches Symbol“. Neben zahlreichen großen und kleinen Gästen folgten auch zahlreiche Flüchtlingsfamilien der Einladung. Für sein soziales Engagement wurde der Handballclub Annaberg-Buchholz e. V. mit dem „Stern des Sports“ in Bronze durch den Deutschen Olympischen Sportbund ausgezeichnet.

 

„Als Vorstandsvorsitzender ist Felix Schneider seit seiner Wahl im Februar 2019 in die großen Fußstapfen von Horst Haby getreten, welcher 12 Jahre den Vorsitz Inne hatte und ebenfalls 2019 als Stadtpreisträger 'Sportler im Ehrenamt' ausgezeichnet wurde. Trotz widriger Umstände während der Coronazeit hat Felix Schneider erfolgreich den Zusammenhalt unseres Handballclubs, einen der größten Vereine in Annaberg-Buchholz, gestärkt. Er hat es geschafft, die Mitglieder in schwierigen Zeiten zu mobilisieren, den Verein zu stärken und vereint zu halten. Felix Schneider hat nicht nur die Nachwuchsarbeit vorangetrieben, sondern auch ein klares Zeichen gesetzt und über den Sport hinaus gesellschaftliche Verantwortung übernommen. Wir sprechen ihm unseren großen Dank und Anerkennung der Stadt Annaberg-Buchholz aus. Herzlichen Glückwunsch zum wohlverdienten Ehrenamtspreis!", so Bürgermeisterin Anke Hanzlik.

 

Um den Verein auch für die Zukunft gut aufzustellen, haben Felix Schneider und seine Mitstreiter an vielen Stellschrauben gedreht: Der Verein wirbt aktiv an Schulen, präsentiert sich zu Stadtfesten und Veranstaltungen und unterstützt den Buchholzer Jahrmarkt. Er bietet den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit das Spielabzeichen des Deutschen Handballbundes „Hanniball-Pass“ abzulegen, um sie für den Handballsport zu begeistern. Für die Nachwuchsmannschaften wurde eine „Sport-Weihnachtsfeier“ ins Leben gerufen, zu der die Kinder und Eltern eingeladen werden. Bei der Vorbereitung und Betreuung packen Vorstand, Trainer und Aktive mit an. Mit dem Ziel, den Zusammenhalt im Club auch generationsübergreifend zu fördern, würdigt der Verein verdiente Mitglieder mit einer Ehrenmitgliedschaft. Der gemeinsame Besuch eines Profi-Handballspiels mit anschließendem Essen als Dankeschönveranstaltung für alle ehrenamtlich Engagierten war ein Novum im Dezember 2022, das auch zukünftig fortgesetzt werden soll.

 

Als Vorstandsvorsitzender zeichnet Felix Schneider für viele dieser neuen Maßnahmen mitverantwortlich und zeigt im Verein an vielen Stellen Präsenz. Er ist Ansprechpartner für Trainer und Engagierte, unterstützt bei der Sponsorenakquise, übernimmt bei Bedarf die Funktion als Hallenverantwortlicher zu den Heimspielen, hilft im Verkauf, wenn Not am Mann ist oder schaut bei den runden Geburtstagen von Ehrenmitgliedern vorbei. Darüber hinaus hat er sich in der Stadt für eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit der Sportvereine untereinander eingesetzt.

 

„Angefangen vom Nachwuchssportler bis zum Vorstand hat Felix Schneider alle Facetten des Clubs kennengelernt. Um einen Verein dieser Größe im Ehrenamt neu aufzustellen, reichen aber Erfahrung und der Mut zur Veränderung allein oft nicht aus. Es braucht vor allem Führungsqualitäten, um seine Mitstreiter für eine Sache zu begeistern und alle auf diesem neuen Weg mitzunehmen“, zeigt sich Landrat Rico Anton beeindruckt. „Der Verein ist ein Musterbeispiel dafür, wie der Generationswechsel im Ehrenamt gelingen kann.“

 

Für sein umfassendes und erfolgreiches Engagement wurde Felix Schneider mit dem „Ehrenamt des Monats Dezember“ ausgezeichnet. Er erhielt von der Fachstelle Ehrenamt des Erzgebirgskreises eine Urkunde, die erzgebirgische Holzfigur „HelD“ (Helfen und Danken) sowie eine Einladung zum Großen Regionalpreis des Erzgebirgskreises ERZgeBÜRGER.

 

Um ein noch besseres Bild von seiner Arbeit zu bekommen, hat Frank Wutzler von der Fachstelle Ehrenamt mit ihm und der Vorschlaggeberin ein ausführliches Doppel-Interview geführt.

 

Frau Dubslaff, Sie haben Felix Schneider für das Ehrenamt des Monats vorgeschlagen. Warum?

Frau Dubslaff: „Weil Felix bereit war in einer nicht ganz einfachen Situation Verantwortung zu übernehmen. Er hat in seinen ersten Jahren gemeinsam mit dem neuen Vorstand neue Wege eingeschlagen und viel Positives bewegt. Nach einer großartigen Handball-EM in Deutschland, ist die Auszeichnung für einen Verantwortlichen eines Handballclubs ein wichtiges Zeichen, denn die kleineren Vereine sind mit ihrer guten Arbeit an der Basis die Wegbereiter für den Leistungssport.“

 

Bitte beschreiben Sie uns kurz die Herausforderungen vor denen Sie 2019 als neuer Vorstandsvorsitzender standen?

Herr Schneider: „Die Fußstapfen meines Vorgängers waren groß und für mich war es eine komplett neue Situation. Hinzu kommt die Erwartungshaltung von außen und natürlich auch die eigene, die so ein Amt mit sich bringt – da will man am Anfang auch keine Fehler machen. Also habe ich damit begonnen mich erst einmal grundlegend mit dem Thema Vereinsrecht auseinanderzusetzen und in die Prozesse und Abläufe einzuarbeiten.“

 

Von 2019 bis 2023 standen Sie als Vorstandsvorsitzender in der Verantwortung, waren parallel aber auch noch als Spieler bzw. Spieler-Trainer aktiv. Wie bekommt man beides unter einen Hut?

Herr Schneider: „Die Frage stelle ich mir im Nachhinein auch. Neben dem Beruf der Verantwortung als Vorstandsvorsitzender gerecht zu werden, dazu noch zweimal die Woche zu trainieren und am Wochenende ein Spiel zu bestreiten – da bleibt kaum Zeit für das Privatleben. Wenn man ehrlich ist, hält man so ein Pensum nur über einen begrenzten Zeitraum durch.“

 

Wie hat der Übergang aus Ihrer Sicht als ehemalige Mitverantwortliche im Vorstand funktioniert?

Frau Dubslaff: „So ein Gremienwechsel ist für jeden Verein eine besondere Situation. Ich habe das Gefühl, dass meine jetzige Arbeit als Verantwortliche für den Seniorenbereich und die Ehrenmitglieder auch vom neuen Vorstand geschätzt wird. Damit stehe ich nicht allein da und es sind auch andere, die vorher als Funktionär in der Verantwortung standen und nach wie vor bereit sind im Club mit anzupacken.“

 

Sie haben nach der Saison 2022/23 ihre aktive Laufbahn beendet. Wie schwer ist Ihnen dieser Schritt gefallen?

Herr Schneider: „Wenn man als leidenschaftlicher Sportler das eine oder andere Spiel sieht, würde man manchmal lieber auf dem Parkett stehen, anstatt auf der Tribüne zu sitzen. Andererseits möchte ich das, was mir der Handballsport als Jugendlicher gegeben hat und die emotionalen Momente, die ich erleben durfte, auch nachkommenden Generationen ermöglichen. Ich denke da zum Beispiel an ein Freundschaftsspiel gegen den SC Magdeburg mit Handball-Star Stefan Kretzschmar.“

 

Wie wichtig ist Ihnen der generationsübergreifende Zusammenhalt innerhalb des Vereins?

Frau Dubslaff: „Außerordentlich wichtig. Dazu muss man sich zunächst vergegenwärtigen, dass sich die Mitglieder alle in unterschiedlichen Lebensphasen befinden und unterschiedliche Bedürfnisse haben. Wenn man eine Handball-Familie sein will, braucht es Mittel und Wege alle einzubeziehen. Ich sehe uns als Verein hier auf einem guten Weg.“

 

Neben der Freizeitmannschaft und den Kindersportgruppen der Minis und Maxis sind aktuell sechs Mannschaften des Handballclub Annaberg-Buchholz im Spielbetrieb. Welche Entwicklung wünschen Sie sich für die Zukunft?

Herr Schneider: „Wir möchten die positive Entwicklung weiter vorantreiben. Der Idealfall wäre, wenn es uns zumindest mittelfristig gelingt, sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen alle Altersklassen wieder mit einer Mannschaft zu besetzen. Es wäre wichtig, um als Verein wieder ein Fundament für den Erwachsenenbereich zu haben.“

 

Möchten Sie in eigener Sache noch etwas sagen?

Herr Schneider: „Na klar. Die Tür für Handballinteressierte steht beim Handballclub Annaberg-Buchholz e.V. immer offen. Wenn Kinder und Jugendliche gern zu einem Probetraining kommen möchten, finden die Eltern den Kontakt zu unserem Jugendwart auf unserer Homepage. Wir bieten als Verein darüber hinaus auch Aktions-Tage an Schulen an. Wir suchen auch nach wie vor Übungsgleiter für unsere Nachwuchsmannschaften.“

 

Quelle: Fachstelle Ehrenamt / wu

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